Germanien in der Weltkarte des Klaudios Ptolemaios
In der "Geographike hyphegesis" stellte Klaudios Ptolemaios (um 150 n. Chr.) die Koordinaten von mehr als 8000 bedeutenden Städte seiner Zeit zusammen. Forscher der Technischen Universität Berlin werten zurzeit dieses Werk aus. Ptolemaios verwendete zwar als Grundmaß ein Stadion, das 500-mal in einen Meridiangrad passte. Doch offenbar verwendete er zeitgenössische Karten, die Varianten davon benutzten. Dazu gehörte das "Stadion des Eratosthenes" (1 Meridiangrad = 700 Stadien), mit dem dieser um 220 v. Chr. den Erdumfang zu 252000 Stadien ausgemessen hatte. Ein Maßstab, den die Statue des orientalischen Stadtfürsten Gudea (um 2300 v. Chr.) auf den Knien hält, ermöglichte letztlich die Umrechnung dieses Stadions in 158,7 Meter (der Erdumfang betrug nach Eratosthenes demnach 40000 Kilometer). Andere Varianten waren u.a. das Große und das Italische Eratosthenische Stadion, Ersteres zum Beispiel im Nahen Osten gebräuchlich, das Stadion Italicon in der Provinz Afrika (1 Meridiangrad = 525 beziehungsweise 600 Stadien).

Indem Ptolemaios die einzelnen Länderkarten auf seinen Maßstab abbildete, entstanden Verzerrungen. Die Berliner Wissenschaftler korrigierten diese anhand bekannter Referenzorte und erhielten eine erstaunlich genaue Karte. Die hier gezeigte von Germania Magna wurde eigens für dieses Heft erstellt. Zu Grunde liegt das Stadion des Eratosthenes, Referenzpunkte waren Regio XXX Ulpia Agrippinensis (Köln) und Bonna (Bonn); wichtigster Kontrollpunkt war die Mündung der Vistula (Weichsel). Offenbar waren fast hundert Städte in Germania Magna so bekannt, dass Ptolemaios sie verzeichnete.
Germanien in der Weltkarte des Klaudion Ptolemaios: ABENTEUER ARCHÄOLOGIE, Verlag Spektrum der Wissenschaft, Heidelberg, Heft 1/2004, S. 9.
Zu den vorgeschichtlichen Spuren im östlichen Taunus
In den Wäldern des Taunus um Oberursel verbergen sich zahlreiche Spuren aus vergangenen Jahrtausenden. Neben den bedeutenden Wallanlagen auf dem "Bleibeskopf" und dem "Altkönig" sind für uns vor allem die "Altenhöfe" und "Goldgrube" interessant. Alle vier Wallanlagen liegen wie auf einer Perlenkette aufgereiht vor dem Taunuskamm. Man siedelte in der Bronze- und Eisenzeit nicht nur in offenen Dörfern oder Weilern, sondern legte auf Bergen und Höhen befestigte Plätze als sichtbare Mittelpunkte der lokalen Stammesherrschaft an. Eine Übersichtskarte der hessischen Ringwälle und Höhenwege finden Sie beim Landesgeschichtlichen Informationssystem Hessen.
Der Ringwall auf dem "Bleibeskopf" bildet das älteste Glied der oben erwähnten Kette.
Am Ende der Bronzezeit bestand hier im 8. Jh. v. Chr. eine Siedlung, möglicherweise auch eine Kultstätte:
Sieben vergrabene Depots mit bronzenen Waffen, Schmuck und Werkzeugen wurden auf dem "Bleibeskopf" entdeckt.
Die mächtigen Steinwälle des 798 Meter hohen "Altkönig" gehören bereits in die frühkeltische Zeit im 5./4. Jh. v. Chr., also in die Zeit der
spektakulären Fürstengräber vom Glauberg am Rande der Wetterau.
Aus dem 3. Jh. v. Chr. stammen erste Siedlungsspuren im Bereich der benachbarten "Goldgrube". Hier entwickelte sich unweit des späteren
römischen Limes das spätkeltische Zentrum der Region: Das Heidetränk-Oppidum bei Oberursel, gut geschützt auf den östlichen
Randhöhen des Tanuns gelegen.
Die spätkeltischen Städte, die im späten 2. und 1. Jh. v. Chr. eine letzte Blütezeit der keltischen Kultur im kontinentalen Europa
markieren, gehören zu den beeindruckendsten Spuren der keltischen Zivilisation.
Die sogenannte "Heidetränke" ist mit ihren insgesamt
rund 10 Kilometer langen Stadtmauern und einer Fläche von etwa 130 Hektar eines der größten vorgeschichtlichen Monumente in Deutschland
und europaweit eine der bedeutendsten "Keltenstädte".
Der Begriff Oppidum wurde übrigens durch den römischen Feldherrn und Politiker Gaius Julius Caesar geprägt. Während der Eroberung Galliens 58-52 v. Chr. leisteten die "Gallier", wie sie von den Römern genannt wurden, immer wieder hinter den Mauern ihrer gut geschützten Städte (lat. "oppida") erbitterten Widerstand. Die Archäologen haben das lateinische Wort aus Caesars Kriegsberichten übernommen, um damit die großflächigen befestigten Zentralorte zu bezeichnen, die für die spätkeltische Epoche typisch sind (ca. 120-25 v. Chr.). Die keltische "Oppida-Kultur" verbindet weite Teile Europas von Ungarn bis an die französische Atlantikküste und bis nach Südengland. Das heutige Hessen und die "Heidetränke" liegen am nördlichen Rand dieser Zone. Unter dem Druck germanischer Völker und durch die römische Eroberung Galliens verloren die Oppida im Verlauf des 1. Jh. v. Chr. ihre Bedeutung und wurden größtenteils aufgegeben. Siedlungen wurden in die Ebenen verlegt und die Höhenfestungen begannen zu verfallen.
Das Heidetränk-Oppidum
Eine riesige Siedlung der Kelten, umgeben von einer heute noch als Wall sichtbaren Stadtmauer, erstreckte sich in den letzten Jahrhunderten vor Christus über die beiden Höhenrücken "Altenhöfe" und "Goldgrube" beiderseits des Heidetränkbaches bis ins Tal: Die erste Großstadt im Rhein-Main-Gebiet und im 1. Jh. v. Chr. wohl eines der wichtigsten keltischen Stammeszentren in der Region; seine Bedeutung ist mit der heutigen Metropole Frankfurt für Hessen vergleichbar. Funde einer kleineren Siedlung reichenbis in das 3. Jh. v. Chr. zurück. Der entscheidende Ausbau vollzog sich jedoch am Ende des 2. Jh. v. Chr., als die gegenüberliegenden Bergkuppen der "Altenhöfe" und der"Goldgrube" durch eine mächtige Mauer zu einer Einheit zusammengefasst wurden. Mit einer Fläche von rund 130 Hektar übertrifft das Heidetränk-Oppidum sogar viele mittelalterliche Städte. Sicher hat die verkehrsgünstige Lage im Rhein-Main-Gebiet den bemerkenswerten Aufschwung der Siedlung begünstigt. Auf der "Heidetränke" hat man Bernstein von der Ostsee zu Perlen verarbeitet und Wein aus Italien geschätzt. Die Eisenerzlagerstätten des Taunus, vielleicht auch das Salz aus Bad Nauheim, lieferten wichtige Rohstoffe. Die "Heidetränke" war eine blühende Drehscheibe für Handel und Handwerk an der nördlichen Peripherie der keltischen Welt. Über das Stadtbild ist bisher leider wenig bekannt. Größere Ausgrabungen fehlen bis heute - auch wegen der fehlenden Mittel. Vermutlich wechselten, wie auch in anderen Oppida, Bereiche mit dichter Bebauung und Freiflächen, die in Krisenzeiten die Bewohner umliegender Siedlungen aufnehmen konnten. Wahrscheinlich gab es außerdem Viertel, in denen sich handwerkliche Aktivitäten konzentrierten, Marktplätze und Kultbezirke. Um die Mitte des 1. Jh. v. Chr. büsste das Oppidum seine Funktion unter dem Druck germanischer Völker ein und war längst verlassen, als die Römer ab 10 v. Chr. Teile des heutigen Hessen besetzten.
Stationen des Oppidums
Das Südost-Zangentor ist eines von drei großen Stadttoren, durch die man in den östlichen Hauptteil des Heidetränk-Oppidums gelangt. Es liegt am
Fuß des Steilhangs der "Goldgrube" etwa in der Mitte des südlichen Umfassungswalles. Die Wallenden biegen an dieser Stelle ein und bilden
eine etwa 35 Meter lange und 8 Meter breite Torgasse. Diese lange Torgasse ist ein typisches Element der spätkeltischen
Befestigungsarchitektur. Ein solches Tor konnte sehr effektiv verteidigt werden. Deshalb ist es sicher kein Zufall, dass vor allem
die Haupttore der großen Oppida europaweit in dieser aufwändigeren Form ausgebaut waren.
Die Heidetränke verfügte neben dem Südosttor über
fünf weitere Zangentore. Bis heute ist jedoch keines dieser Tore archäologisch untersucht worden.
Der Umfassungswall dürfte das beeindruckendste Stück Arbeit dieses Oppidums darstellen.
Diese Stadtmauer fasste die beiden benachbarten Anhöhen der "Goldgrube" und der "Altenhöfe" zu einer großen Doppel-Anlage zusammen.
Vor über hundert Jahren hat der Frankfurter Baurat und Architekt Christian Ludwig Thomas die völlig verfallene Mauer
mit zahlreichen schmalen Grabungsschnitten untersucht. Nach seinen Beobachtungen griffen die Kelten bei der
Konstruktion auf eine jahrhunderte alte Technik zurück, wobei die Vorder- und Rückfront aus einer Trockenmauer bestanden, die in
gleichmäßigen Abständen mit senkrechten Holzpfosten stabilisiert wurde. Der Zwischenraum wurde dann mit Steinen und Erde verfüllt. Waagrechte
Holzbalken gaben der Konstruktion zusätzlich Festigkeit. So entstand auf über vier Kilometern Länge ein imposantes ca. 4 bis 5 Meter hohes
und ebenso breites Bauwerk, für welches wohl ganze Wälder gefällt werden mussten und gigantische Massen an Baumaterial heranzuschaffen
waren.
Schon in keltischer Zeit mussten die Mauern und der an gefährdeten Stellen vorgelagerte Graben ständig instand gehalten
werden. Heute kann man durch über zwei Jahrtausende Erosion, Vandalismus, Wegebau und Materialentnahme nur noch erahnen, welche
Ausmaße die gesamte Wallanlage einst haben musste.
Am oberen Ende des Steilhangs verläuft der etwa 400 Meter lange Zwischenwall, der
die südöstliche Ecke der Befestigung noch einmal vom Innenbereich der Anlage abtrennt. Der Zwischenwall verkürzt die Verbindung zwischen dem
Südost- und Nordost-Zangentor und war vielleicht als zusätzliche Verteidigungslinie am oberen Rand des Steilhangs gedacht. Unterhalb des
Standorts sind die Spuren eines heute wieder verfüllten Steinbruchs zu finden.
Bei der Erweiterung der Abbaufläche stießen
Steinbrucharbeiter 1894 unter dem Umfassungswall auf zwei bronzene Radnadeln und zwei Armspiralen. Die keltische Stadtmauer hatte an
dieser Stelle interessanterweise einen Grabhügel aus der mittleren Bronzezeit (ca. 1600-1250 v. Chr.) unter sich begraben. Das durch
Steine geschützte Grab einer Frau war unbeschädigt unter dem Wall erhalten geblieben. Über Absicht oder Zufall kann man heute nur noch
spekulieren.
In der Taunusstadt Oberursel findet der Besucher eine schöne Altstadt mit vielen Fachwerkgebäuden vor. In einem alten Gebäude am Marktplatz, dessen Baugeschichte bis ins frühe 18. Jahrhundert zurückreicht, befindet sich das Vortaunusmuseum. Hier findet man in der vor- und frühgeschichtlichen Abteilung neben Funden aus der Steinzeit eine umfangreiche Zusammenstellung von Fundstücken der keltischen Ringwallanlagen im Taunus.
Oberursel ist Mitglied in dem am 17. November 2006 neu gegründeten Verein Keltenstraße, welche sich jedoch nicht als ausgeschilderte Route im Sinne der zahlreichen Themenstraßen, sondern eine Vernetzung von Orten mit herausragenden keltischen Funden und archäologischen Denkmälern versteht.
Ab April werden von den Oberurseler Stadtführern jeden zweiten Samstag Führungen über den 4,3 Kilometer langen Keltenrundwanderweg angeboten. Der Weg führt vorbei an einigen wichtigen Stationen des Heidetränk Oppidum, welche durch anschauliche Informationstafeln einen Einblick in die keltische Geschichte, das damalige Leben, die Wallanlagen, sowie Funde im Bereich des Oppidum vermitteln. Nähere Informationen finden sie hier: Geführte Wanderungen
Ehrenamtlich befasst sich die vor- und frühgeschichtliche Abteilung des
Verein für Geschichte und Heimatkunde u.a. mit den Funden des Heidetränk Oppidum.
Die Mitglieder kümmern sich z.B. um die Katalogisierung, Säuberung und Restaurierung von Funden, welche,
leider zu häufig, auch von Sondengängern abgegeben werden. Wie so häufig fehlen auch am Heidetränk
Oppidum für ausführliche archäologische Untersuchungen die Mittel. So bleibt oft nur die Rettungsgrabung,
wenn neue Raubgrabungsstellen entdeckt wurden.
Der gemeinnützige Verein freut sich natürlich jederzeit über aktive Helfer,
oder über Spenden zur Unterstützung seiner Aktivitäten.
1994 entstand in Oberursel das Projekt
Schulwald
mit seinem Waldmuseum, Sägewerk, Biotop mit Baumkatalog und mehr. Ziel des Projektes besteht darin,
vor allem Kindern und Jugendlichen, einen Einblick in die natürliche Umwelt zu ermöglichen und so das das Verständnis
für die Belange der Natur zu fördern. Außerdem soll der Werdegang des nachwachsenden Rohstoffs Holz von der
naturgemäßen Waldwirtschaft, mit all ihren positiven Nebenerscheinungen für uns Menschen,
bis zum fertigen Produkt vermittelt werden.
In unmittelbarer Nachbarschaft des Schulwaldes haben wir
mit freundlicher Unterstützung des Revierförsters Jörg Schultz, sowie des Fördervereins Waldmuseum ein
Waldgrundstück zur Verfügung gestellt bekommen, welches wir dauerhaft für unsere Keltenlager nutzen dürfen.
Hier soll im Laufe der Zeit ein in den Wald integriertes Areal für Lager, Handwerk und Experimentalarchäologie entstehen.
Verein für Geschichte und Heimatkunde Oberursel (Taunus) e.V.
Inhalt:
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Robert & Silke Menzel |
Sonja Eißmann |
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technische Umsetzung & Gestaltung: Robert Menzel |
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